Der Selbstmörder

Die Augen sind abwesende graue Steine.
Das Herz ist in den Tod getaucht wie in flüssiges Gold.
Den Mund hat er halb offen,
keine Kraft, keinen Sinn, ihn zu verschließen.
Die Hände zittern fast heimlich,
als wüßten sie, was er tut,
der Verstand,
er hat es vergessen.
Denn es ist der Weg, den er zu Ende gehen muß. Muß.
Der Mund kann nicht mehr schreien,
für den Kummer und die Sinnlosigkeit
gibt es keine Worte mehr.
Zu lange riß er ihn mit sich fort,
zu lange häufte er sich unüberwindlich auf.
Die Augen waren blau, jetzt erscheinen sie grau.
Tief in sich, oh er weiß, was er tut.
Lang genug hat er es großgezogen,
gehütet in sich wie ein Geheimnis.
Lang genug hat er fast unbewußt mit dem
Gedanken gespielt,
es war ein Weg mit hohen Mauern drumherum,
den er zu Ende gehen mußte, zu Ende, zu
Ende. Gehen mußte.
Jetzt stehen sie plötzlich unten und schreien,
jetzt sind sie plötzlich da und schirmen ihre
Augen vor der Sonne ab,
um besser sehen zu können.
Noch schwankt er, seine Augen sind grau und tot.
Wird er es tun.


Gisela Nagy, 11.02.1992