Der Ort, den kennst Du doch.
Den siehst Du jeden Tag, jede Stunde, Du mußt nicht mehr schauen, wenn Du gehst. Du kennst ihn. Wandelst tagtäglich gleichmütig an allem vorbei. Gewohnheit.
Und nun ist es Nacht und ist alles so anders. Dein Ort ist leer und einsam und Du siehst zum ersten Mal, wie alleine Du doch bist, hier, auf diesem windüberfegten Platz, den Du doch kennst, tagtäglich entlanggehst.
Und nun schaust Du auf, lauscht angestrengt in die ungewohnte Stille, fürchtest den leeren Klang Deiner Schritte, die Du nie alleine hörst.
Du weißt, daß sie Dich alle, alle verlassen haben und daß Du sterben wirst.
Oder auch nicht,
wie so oft in Deinem Leben.
Gisela Nagy, 21.02.1993